Anthropologie

 

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Einleitung                                                           

Anthropologie ist die Lehre vom Menschen, seinen Erscheinungs- und Kulturformen in ihrem jeweiligen Verbreitungsgebiet, von den Ursprüngen bis in die Jetztzeit. Da alles, was mit dem Menschen in irgendeiner Form zu tun hat, in lebhaftem Fluß und in Bewegung ist, also niemals etwas Statisches, ist Anthropologie stets auch ein Stück Geschichte, ohne deren Kenntnis das Gegenwärtige nicht verstanden werden kann. In kaum einer anderen Wissenschaft gibt es so wenig Licht im Dunkel wie gerade in dieser Disziplin. Das liegt einerseits in der Natur alles Seienden, welches seine Spuren mit der Zeit verwischt, andererseits an den Unordnungs- und Zufallsprinzipien, die für alles Belebte wie Unbelebte gleichermaßen gelten. Wie die Vorgeschichte und Archäologie ist auch die Anthropologie auf Funde angewiesen, um sich ihr Bild von der Vergangenheit zurechtlegen zu können. Je weiter man in der Vergangenheit zurückgeht, desto spärlicher sind naturgemäß die Überreste, und das wenige Bruchstückhafte muß ausreichen, um Steinchen für Steinchen des Mosaiks zu einem anschaulichen Ganzen zusammenzusetzen. Dies wird insbesondere erschwert durch die Ungenauigkeit der Altersbestimmung, die so manchem Trugschluß unterliegt. Hinzu kommen die unsteten Wanderbewegungen unserer Vorfahren, die alles andere als seßhaft waren und nicht an einem Orte blieben, sondern den Herden folgten, die sie, um zu überleben, bejagen mußten. Stärkere Jäger folgten schwächeren und drängten diese in die entlegensten Isolate ab, wo sie räumlich getrennt eine eigenständige Entwicklung durchliefen und genetisch nur das mitnahmen, was sie bis dahin besaßen. Dennoch muß es wohl unvermeidbar gewesen sein, daß trotz der trennenden Schranken, welche die Natur errichtete: Wälder, Gebirge, Wüsten und Wasserflächen, sich einzelne Gruppen immer wieder berührten und genetisch miteinander austauschten. Sowohl sprachliche als auch genetische Verwandtschaft belegen dies. Gruppen, die sich bereits einmal getrennt hatten, kamen auf eine Weise, die diese Grenzen überwanden, wieder zusammen. Unruhezentren lösten ganze Völkerwanderungen aus, Bezwinger vermischten sich mit Unterworfenen. Nur so ist die bunte Vielfalt zu erklären, die gegenwärtig unseren Planeten bestimmt, ein Prozeß des Wandels durch Vermischung, der immer noch anhält und auch nicht so schnell abebben wird, sofern der Faktor Mobilität seinen Einfluß weiterhin beibehält. Flugzeuge, Schiffe, Brücken, Straßen und Eisenbahnen verbinden heute selbst Menschen verschiedener Erdteile in Kürze, ähnlich wie wegfallende Grenzen, Handelsschranken und das weltweite Telekommunikationsnetz den Austausch erleichtern.

Dies war indes nicht immer so. Lange Phasen der anthropogenen Entwicklung verharrte eine relativ bevölkerungsarme Menschheit in geographischer Isolation, Phasen der Stagnation ließen auf den verschiedenen Erdteilen Menschen gleicher Prägung entstehen, die dennoch alle gemeinsamen Ursprungs sind. Ihr genetischer Abstand zum Herkunftsland Südostasien vergrößerte sich zunehmend, genetische Drift und Gründereffekte bewirkten ein ihriges und schufen eine noch größere Varietät. Alle diese Gruppen nahmen etwas von dem mit, was sie an Genen zuhause zurückgelassen hatten, aber auch Mutationen, die erst später im Isolat auftraten, kamen hinzu und verliehen ein eigenes genetisches Kolorit. Wir kennen die Ausbreitungsgeschichte der Menschheit nur ungenügend, da unsere schriftlichen Aufzeichnungen nicht weit genug zurückreichen. Über kulturelle Einflüsse lassen sich keine eindeutigen genetischen Zuordnungen treffen, weil vieles von anderen übernommen wurde, dessen Herkunft sich nachträglich nicht mehr sicher zurückverfolgen läßt. Vieles von dem, was früher unklar war, gilt heute als gesichert. Gerade die Fortschritte in den genetischen Wissenschaften eröffnen der Rassensystematik gänzlich neue Perspektiven. Es ist möglich, wenn auch noch lange nicht geleistet, die DNA des Neandertalers zu dechiffrieren. Ob dadurch aber die drängende Frage seines Aussterbens aufzuklären ist, muß vorerst noch offen bleiben.

Bei all der Aufbruchstimmung, die heute in der Anthropologie herrscht, sind dennoch einige Strömungen hinderlich, legen sich wie ein enges Korsett um den Körper der Wissenschaft, um ihr die Luft abzuschnüren. Das Heikle daran setzt dort ein, wo Forscher sich daranmachen, Menschen anhand von Merkmalen zu klassifizieren. Einige Wissenschaftler lehnen es sogar ab, so zu verfahren, was bisweilen dazu geführt hat, daß der Rassenbegriff gänzlich in Frage gestellt wurde. Aufgrund der jüngeren Vergangenheit mit ihren negativen Folgen lehnen einige die Unterscheidung nach Rassen rundheraus ab und wollen den Begriff durch menschenwürdigere Vergleiche ersetzen. In einem Zuge werden die Erkenntnisse ganzer Anthropologengenerationen über den Haufen geworfen, um wieder bei Adam und Eva zu beginnen. Forscher wie Luigi Luca Cavalli-Sforza beispielsweise wollen die Rasseneinteilung durch den sogenannten genetischen Abstand ersetzt wissen, immer mit dem Argument im Hinterkopf, daß es bis dato keinen einzigen stichhaltigen Vorschlag gibt, wie die Grenzen zwischen den einzelnen Rassen zu ziehen sind. Es wurde zutreffend erkannt, daß alle bisher untersuchten Merkmale, hauptsächlich die Blutgruppensysteme, mehr oder minder stark überlappen und niemand sich berufen fühlen kann, hierbei einen willkürlichen Trennungsstrich zu ziehen. Darin liegt gewiß einige Berechtigung, es zeugt aber auch von einer gewissen Hilflosigkeit, sich gegen alle äußeren Vorbehalte geeignet zur Wehr zu setzen.

Die Gruppe der Anthropologen ist mutlos geworden, sich zu einer gemeinsamen Überzeugung durchzuringen, weil sie ständig mit Waffen geschlagen wird, die ihr eigentlich zuwider sein müßten, nämlich der mathematischen Logik. Anhand von ein paar lausigen Blutgenen soll über die Gleichheit sämtlicher Rassen entschieden werden? Anstatt sich auf die Gene zu konzentrieren, die für Größe, Kraft und Charakter verantwortlich sind, wird über Körpergrundfunktionen spekuliert, die bei allen Menschen gleich ablaufen. Sobald also einer hergeht, einen Zusammenhang zwischen einem Blutgruppensystem und einer Rasse herzustellen, zeigt ihm ein anderer seine Schranken auf, indem er ihm entgegenhält, daß dieses Merkmal bei anderen Rassen ebenfalls vorhanden sei, wenngleich in unterschiedlichen Frequenzen. Da wird von den Rassengegnern gerne argumentiert, daß der Unterschied lediglich darin begründet sei, daß gewisse Krankheiten, Seuchen wie die Pocken oder die Pest, eine höhere Quote an Opfern bei bestimmten Blutgruppen gefordert haben, die dafür eine höhere Sterblichkeit aufweisen. Der Tenor dieser unsachgemäßen Betrachtungen ist, daß es eine natürliche Erklärung für die etwas anderen Verteilungen gebe, die aber ansonsten keine wirklichen Unterschiede seien, denn schließlich seien alle Allele bei allen Rassen gleichermaßen zu finden, nur eben in anderen Frequenzen. Indirekt wird damit behauptet, daß ein Chinese, der die Blutgruppe A besitzt, in nichts von einem Europäer derselben Blutgruppe zu unterscheiden sei und es deshalb keinen Unterschied zwischen Europäern und Chinesen gebe. Da staunt selbst der Laie, der ja den Unterschied schon mit bloßem Auge sieht und einen Mongoliden von einem Europiden klar zu trennen vermag. Hier argumentieren nun die zeitgenössischen Anthropologen, es handele sich bei den sichtbaren Unterschieden wie etwa der Haut- oder Haarfarbe nur um Äußerlichkeiten, die allenfalls von untergeordneter Bedeutung seien. Soweit ist es nun mit unseren Wissenschaftlern gekommen, daß sie um des lieben Friedens willen auf die mathematische Logik des Widerspruchsbeweises verfallen und Dinge einräumen, von denen sie selbst nicht überzeugt sind und die schon dem Mann auf der Straße auffallen.

Zweifellos handelt es sich beim Homo sapiens um eine eigene Art, und diese ist dadurch charakterisiert, daß Artgenossen sich beliebig untereinander kreuzen können, Binsenweisheiten, die zu hinterfragen eines Anthropologen unwürdig sind. Dabei geht es längst nicht mehr um die Fragestellung, ob Schwarze oder Weiße eigene Arten sind, denn dies ist längst geklärt, es geht vielmehr um die Frage, warum Rassenangehörige sich untereinander ähnlicher sind als Rassenfremde. Wenn nun etwa ein ganz Scharfsinniger meint, er habe in beiden Rassen je ein Mitglied gefunden, welches die gleiche Blutgruppe aufweise, und dann die Schlußfolgerung zieht, er habe den Rassenbegriff damit widerlegt, dann irrt er grundsätzlich. Der Fehler, der bei dieser Argumentation häufig begangen wird, ist, daß verkannt wird, daß in der Natur ganz andere Gesetzmäßigkeiten gelten als in der mathematischen Logik. Spätestens seit den Erkenntnissen der Quantenmechanik ist klar, daß Ort und Impuls eines Teilchens nicht gleichzeitig exakt bestimmt werden  können, was einzusehen unserer klassischen Denkweise zugegebenermaßen etwas schwerfällt. Die gleiche Unschärfe haftet natürlich auch den menschlichen Genen an: Wenn ein Merkmal zutreffend ist, läßt ein anderes der Zufall offen. Menschen gleicher Rasse müssen nicht in allen ihren Merkmalen gleich sein. Mutationen, die auf molekularen Zufällen basieren, gelangen in Populationen, indem sie sich beimischen und durch Weitergabe vermehren. Man kann nicht erwarten, daß bei Billionen von Kombinationsmöglichkeiten sich auch nur zwei gleichen, außer bei eineiigen Zwillingen. Somit müssen auch bei einem Klassifizierungsversuch mehr als nur ein oder zwei Merkmale unter die Lupe genommen werden, um Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede feststellen zu können. Ausreißer bezüglich eines Merkmals können daher noch keinen Gegenbeweis dafür liefern, daß die beiden Individuen, wenn sie sonst in allen Merkmalen übereinstimmen, sich nicht doch ähnlicher sind als zwei Angehörige unterschiedlicher Populationen. Natürlich werden die Eckdaten dieses Vergleichs sowohl die eine wie die andere Klassifizierung erfüllen, doch nicht in gleichem Maße, weil die Schätzwerte über die Gesamtheit der zu vergleichenden Merkmale in beiden Populationen sich gegenseitig ausschließen, auch wenn die Unsicherheiten sich überlappen mögen. Es liegt ausschließlich an den handwerklichen Fähigkeiten unserer Anthropologen, ob sie sich in der Lage zeigen, neben den zweifelsfrei vorhandenen Gemeinsamkeiten auch die Unterschiede herauszuarbeiten.

Der Mensch zählt unstreitig zu den bastardisierenden Arten, d.h. es ist möglich, verschiedene seiner Eigenschaften durch Züchtung zu vervollkommnen und umgekehrt nachteilige Eigenschaften zu beseitigen. Den besten Vergleich liefern dazu die Hundezüchter, denen es gelungen ist, zahlreiche Rassen herauszubilden, sie in Reinform zu erhalten oder gegenüber der Wildform zu veredeln. Wie jeder Waidmann weiß, sind Hunderassen für verschiedene Aufgaben gezüchtet worden: da gibt es den Spürhund, den Stöberhund und den aufgrund seiner Kurzbeinigkeit ideal für die Baujagd geeigneten Dackel. Aber auch den gefürchteten Kampfhund konnte man durch Zuchtauswahl hervorbringen. Alle diese Hunderassen unterscheiden sich nur in Äußerlichkeiten, in der Farbe und Konsistenz des Fells, in der Beinlänge, der Ausdauer und im Geruchssinn. Alle diese „Promenadenmischungen“ kann man untereinander wieder kreuzen oder aber noch merkwürdigere Formen hervorbringen, allerdings immer mit dem Nachteil, daß die ursprünglichen Eigenschaften, derentwegen sie gezüchtet wurden, wieder verlorengehen.

Ähnlich verhält es sich mit Menschenrassen, bei denen kein Geringerer Zuchtmeister war als die Natur selbst. Menschen in einer verschiedenen Umwelt und unter verschiedenen Lebensumständen wurden von der Natur selektiv unterschiedlich behandelt: Der verstärkt der Sonne Ausgesetzte bildete eine dunkle Hautfarbe aus, der sich nicht von Milchprodukten Ernährende mußte mit einem geringeren Körperwuchs vorlieb nehmen, der für das Überleben in der Kälte Vorgesehene entwickelte Fähigkeiten, um unter extremen Bedingungen überleben zu können, was nebenbei noch seiner Gehirnentwicklung förderlich war. Diese schon früh erkannten selektiven Vorteile werden von einigen Anthropologen nunmehr bestritten, offenbar aus Mangel an Anschauung, da jede der heute lebenden Erscheinungsformen des Menschen die leichteren, ohne besondere Geschicklichkeit oder Körperkraft zu vollbringenden Aufgaben einer durch zahlreiche künstliche Hilfsmittel unterstützten Welt gleich gut erfüllen kann. Die so Denkenden übersehen freilich, daß ganze Eingeborenenvölker durch die zwangsweisen Eingliederungsversuche in unsere moderne Gesellschaft zugrunde gehen, weil sie mit den plötzlichen Umstrukturierungen nicht Schritt halten können, entweder in Depressionen verfallen oder sich den neu geschaffenen Anforderungen durch Trunksucht zu entziehen versuchen. Welche Weltfremdheit müssen Anthropologen haben, die nicht mitbekommen, wie die australischen Ureinwohner, die Eskimos und gewisse Indianerstämme vor unseren Augen dahinsiechen. Vor diesem Hintergrund verschließen Anthropologen vielfach die Augen, stellen sich dumm oder haben keine Erklärung dafür, warum trotz angeblich „gleicher“ Gene die Reaktionen auf die Umwelt doch unterschiedlich ausfallen. Die Schuld der Zivilisation soll nun vor dem Hintergrund der Propagierung einer absoluten Gleichheit getilgt werden. Das kann indes nicht gelingen, solange es noch Menschen gibt, welche dieses Hirngespinst zu durchschauen vermögen und die These von der Einheitsrasse nicht unterstützen.

Anderen Völkern wiederum ist die Anpassung sehr gut geglückt, beispielsweise den Japanern, Chinesen sowie auch einigen ehemaligen Nomadenvölkern oder Negerstämmen. Diese haben sich als geschickte Kulturfolger erwiesen, sind anpassungs- und aufnahmefähig, solange sie eine Anleitung bekommen. Wehe aber! wenn diese ausbleibt, dann würden wir bei vielen, für die die Zeit gewissermaßen noch nicht reif ist, einen Atavismus, einen Rückfall in die vorkulturelle Phase, erleben. Es wird auch häufig übersehen, daß viele Eingeborenenvölker, speziell in Süd- oder Mittelamerika, den größten Mestizenländern, durch Vermischung mit Weißen „veredelt“ wurden, was die indigene Bevölkerung dort gewissermaßen vor dem Untergang bewahrt hat. Ähnlich sind die meisten der ehemals nordamerikanischen Schwarzen inzwischen Mulatten geworden. Aufgabe der Anthropologie muß es daher sein, sich von den Ängsten, denen sie ausgesetzt ist, zuerst zu befreien, um ihre Thesen vorurteilsfrei und ohne äußere Zwänge noch einmal zu überprüfen. Der Rassenansatz für Forschungszwecke ist im Grunde kein schlechter, doch muß bereits erworbenes Wissen wieder aufgegriffen und in einem besseren Licht dargestellt werden. So sehr uns die Blutgruppensysteme hierfür einen Anhaltspunkt liefern, mehr als einen Gehversuch, mit ihrer Hilfe eine Rassenbestimmung vorzunehmen, werden sie nicht leisten können, denn auch wenn Blut ein «ganz besonderer Saft» ist, so ist das doch nicht alles, was ein Individuum ausmacht. Doch selbst bei Beschränkung auf die Blutgruppensysteme sollte es möglich sein, und zwar unter Einbeziehung anderer systematischer Untersuchungen wie linguistischer Verwandtschaft etc., die ursprünglichen Rassen zu rekonstruieren.

Bei der Durchsicht der Genhäufigkeiten fällt auf, daß gewisse Haplotypen bei einigen Rassen völlig fehlen oder nur in derart verschwindend geringen Anteilen vorkommen, daß eher auf eine Unregelmäßigkeit bei der Datenerfassung geschlossen werden kann, als daß sich ihr Vorhandensein anderweitig erklären ließe. Bei den australischen Ureinwohnern zum Beispiel fehlen die Haplotypen MNS*Ms und MNS*Ns völlig. Vergleicht man nun diese Systeme mit der Häufigkeit anderer Populationen, so stellt man fest, daß fast alle im benachbarten Neu-Guinea ebenfalls sehr selten sind, was auf eine engere Verwandtschaft zu diesen schließen läßt als beispielsweise zu einem Mitteleuropäer, der sich in den allermeisten Eigenschaften schon wesentlich deutlicher von seinen Nachbarn unterscheidet. Einen hundertprozentigen Unterschied wird man aber niemals finden können, da Europa ein Schmelztiegel vieler Völker war, die ihre Merkmale hier zusammengetragen haben, während im isolierten Australien ein genetischer Austausch nicht zustande kommen konnte. Des weiteren beobachtet man, daß die nach Australien eingewanderten Ureinwohner schon eine Reihe von Genen mitgebracht haben, die demnach schon vorher vorhanden gewesen sein müssen, wenn auch nur in geringer Häufigkeit. Je weiter also eine Population von Südostasien entfernt ist und je isolierter ihr Rückzugsgebiet gegenüber anderen war, in desto größerer Reinheit wird man ihre genetischen Muster wiedererkennen.

Es kann, wie wir das in Ozeanien beobachten, der Fall sein, daß rein zufällig ein bestimmtes Allel im Genpool nicht vorhanden war, auch wenn dieses in der nächsten Nachbarschaft dennoch recht häufig zu finden ist. Ein solches Beispiel bietet das Allel MNS*Ns des MNSs-Blutgruppensystems, welches in Australien gar nicht vorkommt, in Neu-Guinea aber mit nahezu 80 % sehr häufig ist. Dies kann entweder wie oben erklärt werden oder aber die genetische Information ist erst später durch Mutation entstanden. Als dritte Möglichkeit käme noch in Betracht, daß das Allel in Australien durch selektiven Druck ausgestorben ist, aber hierfür gibt es weder Indizien noch erkennbare Gründe. Der wesentliche Unterschied nun, den ein Australier zu einem Weißen besitzt, ist, daß es nicht einen einzigen australischen Ureinwohner gibt, der rhesus-negativ wäre. Andererseits haben etwas über 83 % der Mitteleuropäer ebenfalls den Rhesusfaktor, woraus wir schon entnehmen können, daß sich in Europa zwei oder mehr Populationen vermischt haben müssen, eine, die mit den australischen Ureinwohnern die Blutgruppe 0 gemein hat, und eine andere, die mit ihnen zusammen die Blutgruppe A besitzt. Da in den Rückzugsgebieten Europas wie etwa dem Baskenland der Anteil rhesus-negativer Personen bei 25 % liegt, vermutet man, daß ursprünglich die gesamte europäische Urbevölkerung durch ein gänzliches Fehlen des Rhesusfaktors ausgezeichnet war. Woher die Eindringlinge allerdings genau kamen und welche sonstigen Blutmerkmale sie jeweils besaßen und mitbrachten, das ist bis heute nicht zufriedenstellend geklärt.

Gene breiten sich in erster Näherung, einer Normalverteilung gehorchend, radial um ihren Entstehungsort aus, d.h. von dort, wo auch ihre Mutation passiert ist. Der genetische Abstand für eine Mutation, die erst beim Menschen stattgefunden hat und nicht schon von den gemeinsamen Vorfahren des Menschen und der non-humanen Primaten ererbt wurde, gilt stets in bezug auf den Ort, an dem sie tatsächlich erfolgt ist. Generell dürfte aber auch die Regel gelten, daß alle erworbenen Blutmerkmale, die ihr Maximum nicht in Südostasien besitzen, auch nicht von dort ihren Ausgang genommen haben. Bei den von den gemeinsamen Vorfahren ererbten verhält es sich ganz ähnlich. Sie sind desto häufiger anzutreffen, je weiter sie von Südostasien entfernt sind, weil sie von dort in kleinen Gruppen weggetragen wurden und sich dadurch unverändert erhalten konnten. Die Wahrscheinlichkeit, daß sich eine Mutation in einer großen Gruppe ereignet, ist ungleich größer als in einer kleinen Gruppe. Umgekehrt unterliegen ausgewanderte Gruppen anderen Selektionsmechanismen als daheimgebliebene, einfach aufgrund veränderter Umweltbedingungen, die den einen oder anderen Evolutionsvorteil begünstigen. Das macht die Nachverfolgung einer Mutation nicht gerade einfach, zumal wenn die Gründe nicht bekannt sind, die sie begünstigten. Gene bleiben generell über längere Zeit stabil, ehe sie sich irgendwann ändern, und solange werden sie von Generation zu Generation weitervererbt. Jetzt wird auch klar, warum die Blutgruppen A und B weltweit immer mehr zurückgedrängt werden. In der Evolution stellten A und B gegenüber 0 wohl einen selektiven Nachteil dar, wie die höhere Anfälligkeit der Blutgruppe A gegen die meisten Formen von Krebs sowie die Mutter-Kind-Unverträglichkeit beweisen. Besitzt eine Mutter nämlich die Blutgruppe 0 und der Vater die Blutgruppe A oder B, so kann er diese an das Kind weitergeben. Die 0-Mütter können nun gegen ihre  A- bzw. B-Kinder immunisiert werden, so daß es zu einem Abbruch der Schwangerschaft kommt. In diesen Elternkombinationen sind A- bzw. B-Kinder daher deutlich seltener, was zur Folge hat, daß der Anteil der Blutgruppe 0 immer mehr zunimmt. Dies führt in letzter Konsequenz zu einem allmählichen Aussterben der Blutgruppen A und B, wobei man von einem 100%igen Aussterben aber gar nicht reden kann, da nach den Mendelschen Regeln ein einmal vorhandenes Merkmal immer wieder auftaucht.

Somit sollten etwa Männer, die die Blutgruppe A haben, mit keiner Frau, welche die Blutgruppe 0 besitzt, Kinder zeugen. Männer der Blutgruppe 0 hingegen dürfen sich die Frau frei wählen. Auch sollte kein rhesus-positiver Mann mit einer rhesus-negativen Frau Nachkommen produzieren, da es beim zweiten Kind, wenn es während der Schwangerschaft zu einem Blutaustausch zwischen Mutter und Kind gekommen ist, zu einer Rhesus-Unverträglichkeit kommen kann. Halten sich Eltern nicht an diese Regel, müssen sie eventuell mit nur einem  Kind vorlieb nehmen. Völker, die sich ihre Blutreinheit nicht bewahrt haben, haben also statistisch eine höhere Sterblichkeitsrate, weil sich ein Selektionsmechanismus wie die Mutter-Kind-Unverträglichkeit nur in solchen Mischpopulationen auswirken kann. Wenn wirklich alle Europäer einmal Null-negativ waren, war das Eindringen der Blutgruppen A und B sowie des Rhesusfaktors aus dem Osten für ihren Fortbestand nicht gerade förderlich, zumindest aber läßt sich damit die heutige genetische Zusammensetzung erklären. Nur in Rückzugsgebieten wie dem Baskenland existiert noch die ursprüngliche europäische Bevölkerung. Andererseits hatte die Degeneration innerhalb Europas aber auch den Vorteil, daß die dortige Bevölkerung nicht  über alle Maßen explodiert ist, wie das beispielsweise in Asien unter der mongoliden Bevölkerung der Fall war, wo es kaum rhesus-negative Individuen gibt. Somit regeln unterschiedliche Mechanismen auf unterschiedliche Weise den Fortbestand der Art. Von den bislang existierenden Arten der Gattung Mensch hat allein der Homo sapiens bis heute überdauert, alle anderen Arten sind ausgestorben. Nur durch ein tieferes Verständnis der Anthropologie  wird der Mensch in der Lage sein, seine eigene Spezies vor einem ähnlichen Schicksal zu bewahren.

 

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