Würzburger Initiative fordert:

Ein Mahnmal
für die Millionen
Opfer der Kirche

 Offener Brief zu http://kirchenopfer.de/dieopfer/kreuzzuege/index.html
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Sehr geehrter Herr Speis,

    es macht mich immer wieder skeptisch, wenn Menschen über eine Zeit urteilen, die sie
selbst nicht miterlebt haben und ihr geringes Wissen aus dem wenigen schöpfen, das sie sich
angelesen haben. Sie werden wahrscheinlich erwarten, daß ich Ihnen Zu Ihrer Initiative
gratuliere, aber gerade das Gegenteil ist der Fall. Wir haben Mahnmale genug, und die Bürger
geben achtlos daran vorüber. Daher müssen offenbar immer bombastischere Mahnmale erbaut
werden, den Bürgern zum Trotz. Ich weiß nicht, wie oft ich am Mahnmal für die Opfer des
Nationalsozialismus schon vorbeigegangen bin, aber ich habe niemals jemanden besinnlich -
so, wie man etwa auf dem Friedhof am Grabe seiner Lieben verweilt - davor stehen sehen.

    Augenscheinlich wenden Sie sich mit Ihrer Initiative direkt gegen die Kirche, und es macht
Ihnen Mut, daß sich der Papst jüngst für die Grausamkeiten der Kirche, u.a. während der
Kreuzzüge, entschuldigt hat. Dabei kann sich eigentlich niemand für die Taten anderer
entschuldigen; es entspricht auch gar nicht dem Wesen der Entschuldigung, denn "Schuld"
kann jemand nur persönlich auf sich laden. Auch der Staat kann ebensowenig wie die Kirche
an etwas schuld sein, sondern höchstens die, die ihn regieren. So können Sie gerechterweise
auch nur die damaligen Päpste beschuldigen, die Ihrer Meinung nach dieses Verbrechen
angezettelt haben; aber diese Päpste sind tot, und nur Gott kann sie noch richten.

    Sie beziffern auch, oder schließen sich dieser Bezifferung an, die Kriegstoten der Kreuzzüge
auf 22 Millionen Menschen und stellen es geschickt so dar, als wären die Opfer nur auf Seiten
der Moslems und Juden zu beklagen, für die man deswegen ein Mahnmal errichten müsse.
Dabei kommen Sie mir vor wie jemand, der dazu rät, man möge die Kriegerdenkmäler ab-
reißen, weil es sich doch nur um Verbrecher handelt, an die damit erinnert wird. Würden Sie
sich verinnerlicht haben, daß mittelalterliche Chroniken im Hinblick auf Zahlenangaben absolut
unzuverlässig und stark übertrieben sind, wären Sie niemals auf eine Zahl gekommen, die den
Kriegstoten des Zweiten Weltkriegs gleichkommt. Wenn Sie sich auch nur etwas eingehender
mit den Kreuzzügen beschäftigt hätten, würden Sie wissen, daß die weitaus meisten der Opfer
unter den Pilgern und Kreuzfahrern zu beklagen waren, und daß im Heiligen Land stets nur ein
kleines Kontingent tapferer Ritter gegen eine riesige Übermacht an Ungläubigen kämpfen
mußte. Viele der Kreuzzüge gelangten erst gar nicht an ihr Ziel, sondern sind schon im Vorfeld
unter immensen Verlusten gescheitert. Des weiteren haben die Heiden offene Rechnungen,
was die Zahl an Menschenleben angeht, mehr als beglichen.

    Die Kreuzzüge waren eines der größten Trauerspiele in der europäischen Geschichte, und
für dieses Manko sollten die Europäer sich ein Mahnmal ihrer eigenen Unfähigkeit setzen.

    Im übrigen haben die Nachwirkungen der Kreuzzüge, und das sehen wir an der Vernichtung
des Templerordens, gezeigt, daß die Bewegung ihre eigenen Kinder gefressen hat. Christliche
Tempelritter wurden zuhauf, und hier kann man wirklich von Massenhinrichtungen sprechen,
von Papst und König öffentlich verbrannt, obwohl ihnen keinerlei Schuld nachzuweisen war.
Welcher Kirchenfürst hat dies jemals bedauert? Zudem waren die Kreuzzüge ideologisch eine
reine Verteidigungs- bzw. Befreiungsbewegung gegen den sich rasch ausbreitenden Islam, und
unsere abendländische Welt darf sich glücklich schätzen, daß seinem Vordringen ein Riegel
vorgeschoben wurde. Es galt, Übergriffe auf Pilger zu stoppen und ihnen den freien Zugang
zum Heiligen Grab zu sichern. Zuletzt haben warnende Stimmen schon damals erkannt, daß
"Gott es eben nicht will!" Dies war der Grund, daß nicht noch wesentlich mehr Kreuzzüge
durchgeführt worden sind, obwohl die Päpste immer noch dazu aufgerufen haben.

    Nachdem ich Ihnen jetzt, wie ich hoffe, in bezug auf die wahren Sachverhalte etwas
weitergeholfen habe, würde es mich freuen, wenn Sie zur Vernunft kommen. Ich für meine
Wenigkeit werde in Ihren dubiosen Fond jedenfalls nichts einbezahlen!

Mit freundlichen Grüßen

Manfred Hiebl