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Die Psychologie des arabischen Mannes

Jenes Kapitel aus dem autobiographischen Werk Usâmas, eines arabischen Chronisten aus der Zeit der Kreuzzüge, welches ich hier zum Anlaß nehme und das man gelesen haben sollte, ehe man weiterliest, zeigt sehr schön die nach wie vor aktuelle Situation, in der sich der arabische Mann seit jeher befindet, und im weitesten Sinn gilt das Folgende für jeden, dem der Koran zum Gesetz gemacht wurde. Die gescholtenen Franken nämlich, das sind wir, die Blauäugigen, werden als ehrlos diffamiert, nur weil wir unseren Frauen größere Freiheiten einräumen als sie, die Moslems, jemals innerlich dazu in der Lage wären. Selbst wenn sie es könnten oder auch gar keinen Grund zu mißtrauischen Annahmen hätten, ihre krankhafte Eifersucht ließe es nicht zu, daß Frauen sich frei bewegen können. Eher noch schließt der Moslem sie ein oder wickelt sie in Tücher, damit sie möglichst unattraktiv erscheinen, nur um sich echten oder auch nur vermeintlichen Rivalen gegenüber nicht andauernd verkürzt fühlen zu müssen. Darum auch verhüllt er seine Scham mit einem Tuche, um nicht im Vergleich den Männeraugen preisgegeben zu sein, und nicht etwa aus Schamgefühl. Auch möchte er niemals auch nur den Verdacht eines inzestuösen Verhältnisses aufkommen lassen und scheut sich daher, selbst seine eigene Tochter zu berühren. Man erkennt deutlich, welche Hemmungen in seinem Kopf herumgeistern, und sein ganzes Verhalten entspricht rundherum dem eines Zauderers. Nur deswegen wird den Franken ihr Mut zugegeben, der aber - und dies ist die einhellige Aussage abendländischer Chronisten - in Anbetracht der Furchtsamkeit des Feindes und wohl auch wegen der eigenen größeren Körpermaße dem Überlegenheitsgefühl über den verachteten Gegner entspringt, und nicht, wie Usâma meint, weil er etwa ganz und gar dem Ehrgefühl entwachse. Selbst noch seine Prüderie ist ganz aus dem Neid geboren: Besser nicht etwas zeigen, als selbst etwas sehen zu müssen! Überhaupt scheint der arabische Mann zu glauben, mit seiner Frau würde er etwas besitzen, was durchaus nicht auf Freiwilligkeit basiere. Dem Dichter - nun es ist in der Tat nicht besonders ehrenhaft, über die, die nicht mehr unter den Lebenden weilen, den Stab zu brechen -, fehlte es offenbar an ausreichend Einfühlungsvermögen, um zu erkennen, daß ein Seitensprung auch bei den Franken nicht unbedingt verziehen ist, nur weil der Nebenbuhler nicht gleich totgeschlagen wird, eine Vorstellung, die die Wildheit des arabischen Menschen bis heute prägt. Die Ungeniertheit der Franken in Ausübung natürlicher Handlungen nimmt der Autor zum Anlaß, um dahinter etwas Unschickliches zu wittern, nur weil es, vordergründig gedacht, eine scheinbare Verknüpfung von Sexualität mit Nacktheit gibt. Wir sehen also, daß das Denken des arabischen Mannes so verschnörkelt ist wie seine Schrift, und blumiger könnten Charaktere nicht sein.