Home  Startseite  Impressum  Kontakt  Gästebuch

kostenlose counterSponsoren-Werbebanner

 

 

 

20. Dezember 2014

Michael W. schrieb: Hallo Manfred,

willst du mir das mit der Entropie näherbringen?

Viele Grüße

Michael

Antwort: Hallo Michael,

Entropie ist eine Energieform, die bei jeder Energieumwandlung anfällt, die mit einer Temperatur-, Volumen- oder Teilchenzahländerung einhergeht und bei der sich der ursprünglich geordnete Zustand in Richtung wachsender Unordnung ändert. Man unterscheidet zwischen Energieformen, die Arbeit verrichten können, und solchen, die keine Arbeit mehr verrichten können. Letztere nennt man Entropie, ein sogenanntes Abfallprodukt der Energie und zugleich deren Endstadium, d.h. alle Energie wird letzten Endes in Entropie überführt. Dieser Prozeß ist, ohne daß Energie hineingesteckt wird, irreversibel, d.h. unumkehrbar. Alle natürlichen Prozesse sind irreversibel, d.h. sie laufen nur in einer (vor-)bestimmten Richtung ab, ähnlich wie zwei unterschiedliche Temperaturen sich stets vom höheren zum niedrigeren Temperaturniveau ausgleichen: hin zu höherer Entropie und damit zu niedrigerer Freier Energie. Denn die Energie selbst ist konstant, sie kann weder erzeugt noch vernichtet werden. Wenn die Entropie maximal und folglich die Freie Energie minimal geworden ist, hat sich die Welt auf die niedrigstmögliche Temperatur abgekühlt und stirbt den sogenannten Wärmetod. Die Erhaltung des Lebens hat aber nur Sinn, wenn dieser Zustand nicht eintritt, ansonsten ist das Leben sinnlos. Also ist es Aufgabe des Menschen, sich selbst Sinn zu verleihen und diesen Zustand so lange wie möglich hinauszuzögern, in der Hoffnung, einen Ausweg aus dieser Misere zu finden, unabhängig davon, wie dieser aussehen könnte.

Was für das Universum gilt, gilt in ebensolcher Weise auch im Kleinen auf der Erde. Ständig wird irgendwo auf der Welt Energie umgewandelt, wobei die Folgen dieser Energieumwandlung von alleine nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Steine rollen vom Gebirge ins Tal, wobei potentielle Energie in kinetische umgesetzt wird. Die Flüsse befördern die Steine ins Meer, bis durch Abrieb nur noch Sand übrigbleibt. Die Struktur des Gebirgsstocks wird unter Entropiegewinn in gleichförmigen Sand umgewandelt. Aus einem Zustand werden viele. Auch im mikroskopischen und atomaren Bereich waltet dieses Prinzip. Durch Abkühlung bilden sich aus glutflüssigem Wasserstoff zunächst Helium und daraus schwerere Elemente. Beim Zeeman-Effekt spalten die Zustände unter dem Einfluß eines Magnetfeldes in viele gleichberechtigte Zustände auf. Die quantenmechanischen Niveaus multiplizieren sich mit der Zahl der sich zu einem Molekül zusammenfügenden Atome. Aufgrund dieser Vielzahl sind plötzlich Elektronenübergänge möglich, die vorher nicht möglich waren. Das Prinzip der Zustandsumwandlung und -vervielfachung ist kennzeichnend für die Entropie. Was für die unbelebte Materie gilt, gilt ebenso für die belebte. Aus Atomen werden Moleküle und aus organischen Molekülen Riesenmoleküle. Ein Baumstamm bringt Äste und Wurzeln hervor. Aus einem Allel werden durch Mutation und Vererbung neue, noch nie dagewesene Allele, deren genetische Vielfalt schier unendlich ist und die von Generation zu Generation wächst: Neue Arten entstehen. Auch wenn durch Selektion einzelne Allele zurückgedrängt werden, sind sie im Genpool auch in noch so geringer Anzahl immer noch vorhanden: Absolute Reinheit gibt es nicht, nicht einmal im idealen Kristall, dessen Entropie nahe Null ist.

Entropie ist also ein Maß für die Abweichung von der Gleichverteilung mindestens zweier verschiedener Zustände. Eine einzige Sorte hat immer die Entropie Null. Der höchste Grad an Vermischung von mindestens zwei verschiedenen Zuständen besitzt die höchste Unordnung und damit die größte Entropie. Ein Beispiel: Es gebe die zwei Zustände Schwarz und Weiß. Die Entropie ist in der Regel dann am größten, wenn es genauso viele Repräsentanten des Typs Schwarz gibt wie solche vom Typus Weiß, wenn diese noch zusätzlich räumlich gleichverteilt sind, d.h. ideal vermischt. Nimmt die Zahl der Repräsentanten eines der beiden Typen ab, sinkt auch die Entropie, d.h. die Ordnung steigt. Das gleiche gilt, wenn sich die beiden Gruppen so verteilen, daß sie sich nicht paarweise vermischt anordnen, sondern so, daß sich die einen geschlossen in der einen Hälfte des für beide zur Verfügung stehenden Raums zusammenfinden, die anderen in der anderen. Nur durch Sortierung ist es möglich, die räumliche Trennung wiederherzustellen. Eine Entmischung verschmolzener Zustände, wobei ein dritter Zustand entstanden ist, ist allerdings nur durch Aussonderung und Abscheidung des dritten Zustands möglich. In beiden Fällen muß Energie aufgewandt werden, denn der Entropieprozeß ist naturgemäß irreversibel.

Entropiezunahme muß auf den Menschen und nur auf den Menschen bezogen kein unentrinnbares Schicksal sein, weil sich der Mensch durch bessere Einsicht dagegen aussprechen kann. Theoretisch ließe sich selbst der zu Sand gewordene Berg wieder zu einem Berg zusammensetzen, aber dazu wäre sehr viel Energie nötig, nämlich genauso viel wie zu seiner völligen Versandung. Durch Zeitumkehr ließe sich die Welt so wiederherstellen, wie sie einmal war, und würde damit ihre niedrigste Entropie besitzen. Daher ist die Zeit indirekt eine Entropiegröße, ein Maß für die durch Dissipation entstehende Unordnung. Nur wenn die Zeit rückwärts liefe, wäre eine Auferstehung von den Toten möglich, um allerdings vorgeburtlich nicht mehr darauf hoffen zu dürfen, jemals geboren zu werden. Ob es dieses Paralleluniversum tatsächlich gibt, in dem die Zeit rückwärts läuft, ist eine derzeit von der Kosmologie nicht zu beantwortende Frage.

Entropierückstände können alles umfassen, was bei der Energiegewinnung bzw.         -umwandlung anfällt, z.B. radioaktiver Müll, Plastikmüll aufgrund weggeworfener Flaschen, Kohlendioxid aus der Verbrennung, welches sich dann in der Atmosphäre anreichert, sobald es die Pflanzen aufgrund des Überangebots nicht mehr aufnehmen können. Entropie produziert im wahrsten Sinne des Wortes Unreines, welches dann zu Lasten des Reinen geht. Im Bereich der Biologie führt Vermischung zur Degeneration bzw. Entartung und damit zum Abstieg einer Art. Werden Gene durcheinandergewürfelt, vervielfältigt sich die Art in zahlreiche Unterarten, so daß keine idealen Reinformen mehr ausgebildet werden können und somit kein einziger mehr optimal an seine Umwelt angepaßt ist, weil die Spezialisierung aufgegeben wurde. Die Natur bevorzugt die reinen Arten, unreine haben in ihr keine Überlebenschance, weil die Entropiezunahme zur Degeneration und damit zum Aussterben führt. Vielfalt bedeutet Abweichung von der von der Natur selbst geschaffenen Norm. Die Evolution wirkt ganz im Sinne der Entropie, weil sie degenerativen Prinzipien folgt − sonst könnte es Artentstehung gar nicht erst geben −, allerdings wird durch die natürliche Selektion die Entropiezunahme einer jeden Art in Grenzen gehalten, so daß eine Anpassung an geänderte Lebensbedingungen vorgenommen werden kann. So sind etwa die Weißen in Afrika durch Hautkrebs gänzlich ausgestorben. Wenn diese Anpassung jedoch durch menschliches Eingreifen erschwert oder sogar verhindert wird, kommt es nicht mehr zu einer wirkungsvollen Selektion der am besten Angepaßten und die Degeneration nimmt überhand. Das wirkt sich negativ auf den Entropieverlauf aus, weil der Selektionsvorteil, der eigentlich die Reinformen begünstigt und damit einen Beitrag zur Entropieabnahme leisten sollte, vertan ist und sogar noch einer Entropiezunahme Vorschub leistet, mit verheerenden Auswirkungen auf die gesamte Spezies. Der Mensch besitzt mehrheitlich nicht die Gabe, nur einen Zustand gelten zu lassen, er liebt eher die Ausnahmen und hat eine Vorliebe für den Schmutz. Nur wird ihm sein Hang zum Plural schon bald schlecht bekommen, da er damit seinen eigenen Untergang einläutet. Nur der menschliche Geist ist in er Lage, die Geheimnisse des Todes zu entschlüsseln, denn das All wirft seine Schatten voraus. Jene vom Hauch des Todes überschattete Entropie ist die Wegbereiterin der Apokalypse, weil sie ein direktes Maß für die Umweltzerstörung durch den Menschen darstellt. Ohne den Menschen würde das Leben, wie wir es heute kennen, noch ca. 75 Millionen Jahre fortbestehen, ehe die nächste Warmzeit das nächste Massensterben auf diesem Planeten auslöst. Da die frevelnde Hand des Menschen nahezu unbeeindruckt von einer strafenden Allmacht in immer stärkerem Ausmaß CO2 freisetzt, heizt er die Erde in kürzester Zeit nicht nur um ihren maximalen natürlichen CO2-Gehalt auf, der zyklisch alle 150 Millionen Jahre aus der nahezu kompletten Biomasse in die Atmosphäre gelangt, sondern in noch weitaus stärkerem Maße um den in der Erde gediegen vorkommenden Kohlenstoff, den die Natur in 541 Millionen Jahren dort abgelagert hat. Dieser Prozeß ist irreversibel, es sei denn, man verbraucht sehr viel Kernenergie, um ihn umzukehren, denn alternative Energien sind dafür nicht geeignet. Die abgebrannten Nuklearbrennstäbe dürfen nicht endgelagert werden, sondern sie müssen unter Neutronenbeschuß in kleinere, nicht mehr strahlende Atome zerlegt werden, wofür es derzeit noch kein gängiges Verfahren gibt. Die drohende Apokalypse könnte dadurch auf jeden Fall hinausgezögert werden, womit der Forschung noch ein weiterer Aufschub gegeben wäre, unsere Welt voll zu verstehen, damit wir uns aus dem Verhängnis, das über uns wie ein Damoklesschwert schwebt, befreien können. Denn es gibt nur drei Dinge im Leben, die wirklich Sinn haben: Allwissenheit, Allmächtigkeit, Unsterblichkeit.

Schöne Grüße

Manfred


30. Juni 2010

Nyama schrieb: Sehr geehrter Herr Hiebl,

wenn ich das Entropiegesetz richtig verstanden habe, dann ist das baldige Ende der Menschheit schon beschlossene Sache und nicht mehr aufzuhalten. Wenn der Mensch also die Erde nicht demnächst komplett unbewohnbar macht und damit direkt ausstirbt, dann wird er zumindest in einer unwirtlichen Welt wieder zu einer Jäger- und Sammler-Lebensform degenerieren, bis er eines Tages von einem Naturereignis oder anderen Tier, gegen welches er sich nicht wehren kann, ausgerottet wird. An dieser Stelle wäre es interessant zu wissen, ob der Mechanismus der Evolution vielleicht nicht vorher wieder von vorne greifen würde. Das Gegenmodell wäre gewesen (aber dafür ist es jetzt bereits zu spät), eine Welt, nur bevölkert von einer hochintelligenten, sexuell aktiven Elite, welche sich auf den Weg macht, andere Sonnensysteme zu kolonisieren. Überhaupt würde mich mal interessieren, wie Ihre mögliche Zukunftsszenarien aussehen, denn davon finde ich bislang nichts.

Viele Grüße

Nyama

Antwort: Sehr geehrter Leser,

die Erde verfügt über keine Rettungsmechanismen, sie ist und bleibt, was wir aus ihr gemacht haben. Wie mögliche Zukunftsszenarien aussehen könnten, läßt sich nicht durch die Gabe der Prophetie ermitteln. Es ist bestenfalls möglich, Trends zu verfolgen, die unter den angenommenen Naturgesetzen vorhersagbare Ereignisse wahrscheinlicher machen. Grundsätzlich sind zu Ihren Fragen einige Korrekturen anzubringen. Erstens: Eine intergalaktische Raumfahrt ist nach den Gesetzen der Relativitätstheorie derzeit und wohl auch in Zukunft nicht möglich. Das Erbgut der Zeitreisenden wäre außerdem aufgrund der kosmischen Strahlung nach Ankunft derart stark geschädigt, daß es keinesfalls mehr für eine erfolgreiche Fortpflanzung verwendet werden könnte, die mitgeführten Samen- und Eizellen müßten in strahlungssicheren Behältnissen transportiert werden. Zweitens: Der Mensch wird nie mehr zu einer ursprünglichen Jäger- und Sammlerform zurückfinden, weil er ja sein komplettes Wissen mitnimmt. Es ist nicht davon auszugehen, daß gerade die größten Ignoranten überleben werden. Dies wird bewiesen durch das Aussterben der Haplogruppen, wobei immer die ältesten Haplogruppen zuerst an der Reihe sind. Diese finden sich nur noch unter Naturvölkern. Drittens: Der Mechanismus der Evolution ist universell, die Evolution beginnt nicht wieder von vorne, sondern sie setzt sich einfach fort. Viertens: Die Prozesse der Entropie sind irreversibel, d.h. unumkehrbar. Ein einfaches Beispiel: Nach einer Demokratie kann durchaus wieder eine Diktatur kommen, also ein hochgeordnetes System, und die Gesamtentropie würde dennoch zunehmen. So endete z.B. die Weimarer Republik in der Hitlerdiktatur, aber das Ergebnis war der Zweite Weltkrieg, also ein Chaos, welches kaum größer vorstellbar ist. Nach der nächsten Diktatur stünde zu erwarten, daß die Menschheit in noch verheerendere Kriege hineingezogen würde, womit sie wieder auf ein naturverträgliches Maß zurückgeführt würde. Erste Anzeichen einer zunehmenden Misanthropie gibt es bereits. So hat sich beispielsweise die Zahl der Amokläufe bedeutend erhöht. Der um sich greifende weltweite Terrorismus liefert ein weiteres Beispiel. Sobald die Menschen bzw. einzelne Völker erkannt haben, daß nicht alle überleben können, werden sie versuchen, sich gegenseitig zu dezimieren und sich dazu Massenvernichtungswaffen bedienen. Diese können und dürfen aber nicht selbstzerstörerisch sein. So ist derzeit nur die Neutronenwaffe geeignet, große Teile der Menschheit ohne Risiko für Natur und Umwelt zu vernichten und somit die Menschheit auf ein erträgliches Maß zurückzuführen. Wem es also zuerst gelingt, die Neutronenrakete gegen den Rest der Menschheit zu richten, der hat die besten Aussichten zu überleben. Dies ist nur eines von vielen Szenarien, jedoch das erfolgversprechendste. Denn daß es der Menschheit gelingen könnte, die Klimakatastrophe durch alternative Energien aufzuhalten, daran mag zur Zeit noch keiner so recht glauben.

Mit freundlichen Grüßen

Manfred Hiebl


Donnerstag, 18. Februar 2008

Wolfgang S. schrieb: Sehr geehrter Herr Hiebl,

vor ca. 6 Wochen bin ich auf Ihren Artikel zur Entropie gestoßen. Nicht, daß mir der Begriff und was dahintersteckt, bisher unbekannt waren - im Gegenteil. Doch nach dem Lesen Ihrer Darstellung sind mir viele Fragen gekommen, die ich gern mit Ihnen diskutieren würde, sofern Sie Zeit haben und Lust verspüren.

Nur um mal ein Beispiel zu nennen. Sie kommen in Ihrer Analyse dahin auszusagen, unsere Erde sei ein geschlossenes System. Da bin ich gegenteiliger Meinung. Ein geschlossenes System kann mit seiner Umgebung keinen Austausch realisieren, weil es nichts zum Austauschen gibt. Ein geschlossenes System kann keine Arbeit mehr verrichten, weil es bereits die höchst mögliche Entropie erreicht hat.  Dies kann nur ein offenes System; nur wenn dies so ist, wären viele Ihrer Schlußfolgerungen nicht korrekt. Diesem Widerspruch wollte ich als Ausgangspunkt nachgehen, bevor ich mit Ihnen weiter diskutiere.

Es ist nicht mein Anliegen, Ihre Arbeit zu kritisieren, nach Fehlern zu suchen oder den Nachweis zu führen, Sie hätten unrecht. Mein Anliegen besteht darin, begriffliche Klarheit zu schaffen.

Ich hoffe, wir schaffen noch einen fruchtbaren Gedankenaustausch.

 

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang S.

Antwort: Sehr geehrter Herr S.,

 

die Physik kennt kein geschlossenes System, der Begriff heißt abgeschlossen. Bedenken Sie bitte, daß das Ganze ein Buch werden soll, das noch im Entwurfsstadium ist, aber ansonsten nehme ich die Diskussion gerne auf.

Ein abgeschlossenes System ist nach thermodynamischer Auffassung ein System, das mit seiner Umgebung weder Masse noch Energie austauscht. Arbeit kann erst dann nicht mehr verrichtet werden, wenn die Entropie maximal geworden ist. Ich sage an einer Stelle auch, daß die Erde ein quasi-abgeschlossenes System ist, d.h. daß sich die Zeiträume, über die sich Energie- und Masseaustausch vollziehen, auf einer Zeitachse abspielen, die lang ist im Vergleich zu der Zeitspanne, in der es uns Menschen gibt.

Die Erde tauscht nennenswert Energie nur mit der Sonne aus, d.h. sie nimmt ebensoviel Energie von ihr auf, wie sie ans Weltall zurückgibt, sonst würde sich die mittlere Erdtemperatur kurzfristig ändern. Aber das tut sie nicht. Die Eiszeiten können das nicht widerlegen, da sich während der Eiszeiten lediglich ein anderer Kohlen-dioxidgehalt in der Erdatmosphäre befand, und Kohlendioxid tauscht die Atmosphäre durch Vulkanismus nur mit dem Erdinnern und den Weltmeeren aus. Gewiß, Sie haben recht, ein Teil der Atmosphäre wandert ins Weltall ab, aber auch das findet auf einer Zeitskala statt, die lang ist im Vergleich zum irdischen Geschehen.

Über kleine Zeiträume hinweg verhält sich die Erde wie ein quasi-stationäres System, welches im Gleichgewicht mit seiner Umgebung ist. Gewisse Schwankungen der einfallenden Sonnenenergie, bahnabhängig und aufgrund schwankender Sonnen-aktivität, sind feststellbar, machen aber im mittleren Temperaturhaushalt nur maximal 0,2 °C aus und passieren periodisch.

Die Physik basiert auf Näherungen, strenge Aussagen sind nur in der Mathematik möglich. Selbst wenn die Erde oder das Sonnensystem kein abgeschlossenes System wären, so sind sie es doch über die Zeiträume, um die es hier geht, näherungsweise, und folglich muß auch der Zweite Hauptsatz der Thermodynamik gelten und die Entropie in diesem System zunehmen.

Ein Widerspruch an sich existiert nicht. Es kommt nur auf den Nettoverlust oder Nettogewinn bei dem Energie- und Masseaustausch an. Wenn sich die Summe aus Gewinnen und Verlusten gegenseitig kompensiert, dann entspricht das völlig einem stationären System, bei dem nichts verlorengeht und nichts dazukommt, und das, obwohl etwas ausgetauscht wird.

Die Energie auf der Erde ist im Mittel konstant, daher ist ein solches System trotz des Austauschs als quasi-abgeschlossen anzusehen. Man muß allerdings über ein ganzes Jahr mitteln, denn wenn bei uns Winter ist, ist die Sonne näher an der Erde, nur merken wir davon wegen der Neigung der Erdachse nichts.

Wenn Sie beweisen können, daß die Erde im Mittel Energie aufnimmt oder abgibt, nehme ich sofort alles zurück. Aber ich fürchte, der Beweis kann nicht gelingen.

Ich hoffe hiermit den Widerspruch ausgeräumt zu haben.

 

Mit freundlichen Grüßen

Manfred Hiebl


Donnerstag, 12. Juli 2007

Klaus aus Fürstenau schrieb: Sehr geehrter Herr Hiebl,

 

»Frauen [der Antike] wollten gar keine anderen Männer als große und starke, mit breiten Schultern und schmalen Hüften, weil sie von einem 'ganzen Kerl' beschützt werden wollten.«

Ich nehme an, schmale Hüften haben nichts mit Beschützen zu tun. Andererseits kann ich mir nicht vorstellen, daß der Charakter eines Ehemannes für eine kulturell interessierte Frau der Antike keine Rolle gespielt hat. Muskeln allein füllen doch eine Beziehung nicht aus. Damit will ich natürlich nicht bestreiten, daß sie für den Schutz einer Familie ein wertvolles Attribut gewesen sind, aber für eine Beziehung, die nicht nur auf Biologie aufbaut, taugen sie nicht, wie das wohl viele Frauen aus Erfahrung wissen. Würden also beispielsweise junge nordrhein-westfälische Akademikerinnen scharenweise Tarzane heiraten, hätten dann etwa diese neuen Ruhrgebietsehepaare mehr und charakterlich bessere Kinder? Ich glaube nicht. Ich vermute andere Gründe hinter der Tendenz zu wenigen Kindern. Dagegen würde auf jeden Fall die Menschheit statt aus Tarzanen allergrößten Gewinn ziehen aus charaktervollen, klugen, mutigen und intelligenten Frauen und Männern.

 

Liebe Grüße

Klaus

Antwort: Lieber Klaus,

gerade darin besteht der Irrtum, weil nämlich ein einseitig mit (im heutigen Sinne) guten Eigenschaften ausgestatteter Mensch zugleich Nachteile aufweist, die ihn für fast allen natürlichen Vorhaben unbrauchbar machen. (Seit jeher besaßen die rücksichtslosesten Männer die begehrtesten Frauen.) Im Gegensatz zu den Frauen der Antike zählen heutige Akademikerinnen biologisch zu den wertlosesten Exemplaren ihrer Art. Ihre Berufung hindert sie daran, sich der Fortpflanzung zu widmen, von den Männern werden sie gemieden, weil es ihnen an Muttergefühlen und Fürsorglichkeit mangelt, oder aber sie sind begehrt, weil sie diese Eigenschaften gerade nicht besitzen. Ihr Sexualleben besteht nicht mehr darin, genommen zu werden, sondern den Partner möglichst von sich abzulenken, indem sie ihn durch Diskussionen so lange von sich fernhalten, bis seine Regungen erloschen sind.

Dieser Text, den Sie da zitieren, stammt aus einer Abhandlung, die sich Gedanken darüber macht, wie sich der Übergang zum Menschen vollzogen hat. Es ist einfach unstreitig, daß die Menschen in der Antike noch um einiges roher waren als heute, daher auch triebgebundener, und mehr nach ihrem Instinkt handelten als nach ihrem Intellekt. Noch immer erinnert vieles am Menschen ans Tier, und bei den meisten Arten ist eben das stärkste Männchen für die Arterhaltung zuständig. Sollte das irgendwann nicht mehr so sein, stirbt die Art aus. Der Mensch ist dafür das beste Beispiel. Hier wurde lediglich ein Trend erkannt. Noch einmal zurück zum Denkansatz. Dahinter steckt sicher die Idee, daß in der Tierwelt alles vollkommen ist, der Mensch in seiner kurzen Geschichte noch gar nicht bewiesen hat, daß er für die Evolution taugt. Sein Gehirn hat gewiß die Aufgabe der Muskeln verdrängt, nur wenn Sie die weibliche Psyche studieren, dann war es früher eben so, daß kleine Männer von den Frauen abgelehnt wurden. Diese hatten zu tun, daß sie überhaupt zu einer kamen. So sorgt die Natur beim Menschen auch weiterhin dafür, daß optimales Erbgut weitergegeben wird. Je weiter sich der Mensch nun von der Natur entfernt, desto schlechter wird sein Erbgut und desto früher ist er vom Aussterben bedroht. Dies ist nichts anderes als ein Erkenntnisprozeß, den viele Menschen zwar verstehen, aber nicht danach handeln. Die Antike ist hier nur beispielhaft für eine längst vergangene Zeit, die früheste, von der wir Überlieferungen haben. Das Idealbild von einem Mann in der Antike war das des Soldaten. Akzeptieren Sie bitte auch, daß in der Antike keine Beziehungen gepflegt wurden, wie wir sie heute kennen. Beziehungen sind eine ganz junge Erfindung, sie existieren erst seit etwa den 50er Jahren, seit dem Aufkommen der sexuellen Revolution und der anschließenden Gleichberechtigung.

Zwar weiß ich nicht, womit Sie sich beschäftigen und bin daher ganz auf Vermutungen angewiesen, aber ich wage zu behaupten, daß Sie ein Historiker jedenfalls nicht sind. Unter diesem Aspekt, und nur unter diesem, möchte ich Ihnen die äußerst umfangreiche Literatur der Antike anempfehlen. Dann werden Sie schnell feststellen, daß Frauen, mit ganz wenigen Ausnahmen, in der Antike absolut keine Bedeutung, weder im beruflichen noch im politischen Leben besaßen und sich nicht einmal daran beteiligen durften. Da ihnen das Gut Bildung vorenthalten war, beschränkte sich ihr Dasein auf den häuslichen, heimischen Herd. In vielen Gesellschaften der Antike wurden Frauen als Heiratsgut wie Ware gehandelt. Nicht die Frau selbst entschied, wen sie zum Gemahl nahm, sondern das Familienoberhaupt. Sich den Lebenspartner nach eigenen Vorstellungen, möglicherweise sogar nach charakterlichen Eigenschaften aussuchen zu können, war der nie sich erfüllende Wunschtraum einer hochfliegenden Hoffnung. Der Vater entschied, wer die guten charakterlichen Eigenschaften besaß, und wie das bei Männerentscheidungen so ist, wählt der Mann als Ehemann seiner Tochter entweder einen reichen, bei dem sie ausgesorgt hat, oder einen tüchtigen, der auch richtig zupacken kann, auf keinen Fall einen Casanova oder bloßen Frauenschwarm. Die Frau der Antike hatte sich in ihr Schicksal zu fügen, Ehescheidungen gab es nicht (oder nur äußerst selten), Beziehungen waren für die Ewigkeit geschmiedet. Ehebruch wurde bei den Römern mit dem Tode bestraft, die Germanen verstümmelten ihre treulosen Frauen. Mann und Frau hatten daraus das Beste zu machen. Egal, ob sie es wollten, sie mußten ein Leben lang miteinander auskommen. Niemand kann sich das heute mehr vorstellen. Und kulturelles Interesse bei einer Frau, die eine Mutterrolle zu übernehmen hatte, war in der Antike verpönt. Allein als Priesterinnen, die ihre Jungfräulichkeit zu wahren hatten, konnten sie ein Stück Kultur für sich erwerben. Es gab keine anderen Verhütungsmittel als den Coitus interruptus. Dementsprechend hoch war die Kinderzahl. Eine Frau hatte in der Antike gar keine Zeit, sich für Kultur zu begeistern, sie war mit ihren vielen Kindern erfüllt genug. Sich ein Leben in Luxus und Schwelgerei zu erträumen war den Gemahlinnen von Fürsten vorbehalten. Fürsten aber führten beständig Kriege und waren so gut wie nie zu Hause. Die Frau eines Fürsten mußte sich in seiner Abwesenheit um alles kümmern und konnte allenfalls im verborgenen eine "Beziehung" zu einem Mann pflegen, dessen Harfenklängen sie lauschen konnte. Der Pfeile verschießende Paris, Hektors Bruder und Gemahl der Helena, ist die geniale Erfindung eines blinden Poeten. An ihm führt Homer einen Mann vor Augen, wie er gerade nicht sein sollte, feinsinnig, feige und nachgiebig. Nur der, der seinen Feinden die Lanze in die Eingeweide stieß, galt als Mann, und das war sicher nicht der, an dessen Brustansatz sich weibliche Milchdrüsen bilden. Die Verweiblichung des Mannes nimmt immer mehr zu. Was hilft es da, wenn einer zu seinem Wort steht, den Liebesakt aber nicht mehr ausführen kann. Das Leben einer Frau in der Antike, das nicht sehr lange währte und nur ein kurzes war, besaß als einzigen Lichtblick im Leben die, wenn auch nur kurzen sexuellen Freuden. Der Rest bestand aus harter Arbeit und bei den meisten aus bitterer Armut. Genau dies war nun der Grund, warum Religionen einen solchen Zulauf verbuchten. Nur der Priester, nennen Sie es Befragung oder Beichte, besaß Zugang zu den Geheimnissen einer Frau.

Dergestalt nun verhielt es sich mit den Frauen der Antike und ihrer bescheidenen kleinen Welt. Alles andere sind verschrobene Träume der Jetztzeit.

Mit freundlichen Grüßen

Manfred Hiebl


Montag, 8. Januar 2007

Max S. schrieb: Sehr geehrter Herr Hiebl,

in Anbetracht der Verschärfung der Gegensätze zwischen Evolutionsanhängern und fundamentalistischen Religionsfanatikern möchte ich versuchen, eine wissenschaftlich fundierte Aussage zu diesem Themenkomplex beizusteuern.

Ich glaube, daß es unbedingt notwendig ist, die allgemeine Unkenntnis der Zusammenhänge von belegten Tatbeständen und reinen Spekulation in der Darwinschen Evolutionstheorie zu beseitigen.

In diesen Zusammenhang ist die Frage erlaubt, beinhaltet Evolution die ständige Weiterentwicklung der Arten oder ist sie nur eine Vorspiegelung von falsch interpretierten Zusammenhängen? Falls letzteres zutreffen sollte, ergibt sich die Schlußfolgerung, daß der Tod nicht als untrennbarer Bestandteil des Lebens angesehen werden muß, weil er als Voraussetzung für die Weiterentwicklung der Arten nach Darwin nicht mehr benötigt wird. Das bedeutet nichts anderes, daß der Zelltod des Alterungsprozesses nachträglich im biologischem System implantiert worden ist.

Ich empfehle wärmstens, die Publikation zu diesem Thema im Internet anzuklicken:

http://mitglied.lycos.de/futuremann/

Mit freundlichen Grüßen

Max S.

Antwort: Sehr geehrter Herr S.,

 

eine sehr interessante Frage, die Sie da aufwerfen: Ist der Tod notwendig, damit die Evolution ermöglicht wird oder hat er mit der Evolution rein gar nichts zu tun? Angenommen, letzteres träfe zu. Dann würde sich die Zahl der Individuen einer Spezies innerhalb ihres Lebensraumes so dramatisch erhöhen, daß bald ein Nahrungsmangel eintreten würde. Ein hungriges, ums nackte Überleben kämpfendes Lebewesen beschäftigt sich aber nicht primär mit Fortpflanzung, und somit könnte eine Evolution auch gar nicht mehr stattfinden. Der Tod ist daher ein natürliches Regulativ, damit stets ein ausreichendes Nahrungsangebot vorhanden bleibt. Eine Art kann auch ganz ohne jede Evolution aussterben, d.h. die Evolution bedingt zwar den Tod, der Tod führt aber nicht zwangsläufig zu einer Höherentwicklung. Die eine Richtung läßt sich beweisen, die andere nicht. Etliche Arten müssen aussterben, weil es eine Evolution gibt. Gäbe es sie nicht, würde das aber noch lange nicht bedeuten, daß die Überlebenden deswegen nicht zu sterben bräuchten. Evolution ist also keineswegs gleichbedeutend mit Tod, man braucht nur ein System anzunehmen, das in seinen Grenzen völlig offen ist. Wenn keiner das Nahrungsangebot des anderen reduzieren würde, würden sich Überlebensvorteile auch nicht auswirken, eine Evolution würde somit nicht stattfinden. Wir indes leben auf der Erde, und diese ist ein abgeschlossenes System mit begrenzten Ressourcen. Ob der Tod nun nachträglich im biologischen System implantiert worden ist, tut nichts zur Sache, da die Vergänglichkeit zum Wesen alles Seienden gehört. Die Auffassung vom Tod ist schon ihrem Ansatz nach falsch, denn es gibt keinen Tod. Moleküle gruppieren sich lediglich um, werden in andere Substanzen oder Organismen integriert, die Atome selbst bleiben aber erhalten, sie werden nicht vernichtet und auch nicht erzeugt. In Ihrer Vorstellung gehen Sie davon aus, daß es Leben überhaupt gibt, es gibt aber keines, es gibt lediglich physikalische und chemische Prozesse und Metamorphosen. Diese Prozesse lassen sich verstehen, und daraus erschließt sich ihr Sinn.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Manfred Hiebl