Kapitel 10

Bohemund, durch die Versprechungen des Alexius dazu verleitet, wird gezwungen, ihm zu huldigen

Die Abgesandten, die von Alexius über ihre Überredungskunst hinaus zum Lügen angehalten wurden, verließen Konstantinopel, kamen im Lager Bohemunds an, hielten sich dort auf und sprachen mit dem normannischen Heerführer. Bohemund, der durch die zur Schau gestellte Süße dieser Worte gefangengenommen war, spürte das Gift nicht, welches unter dem Anstrich verborgen war. Ferner verführten ihn die ihm vorschwebenden Reichtümer Konstantinopels, um derentwillen er lange Zeit, zu Lande wie zur See, Blut vergossen hatte. Er war froh darüber, daß diese, die er in so langwierigen Kämpfen gegen die Griechen nicht erlangen konnte, ihm nun so plötzlich in Aussicht gestellt wurden. Daher erschien es ihm annehmbar, daß er auf die vorgeschlagene Weise mit ein paar Leuten vorausziehen sollte, und daß Tankred mit dem verbliebenen größeren Teil des Heeres hinterherkommen sollte. Somit klang es, wie sich die Dinge entwickelt hatten, in den Ohren des Markgrafensohnes nicht nach Mißtönen, denn er erschauderte bei dem Gedanken, daß es sich um den bekannten Betrug der Griechen handeln könnte, mit derselben Hartnäckigkeit, mit der der Sperber seine Fesseln abzustreifen sucht und der Fisch nicht anbeißen will. Nachdem er die Geschenke des Kaisers zurückgewiesen hatte, sann Tankred auf Möglichkeiten, wie er sich dem Zusammentreffen mit dem Kaiser entziehen könnte.

Bohemund rückte, nachdem er sich entschieden hatte, wen er des Mitbringens für würdig hielt und wen er zurücklassen wollte, von einer Stadt namens Ipsala ab. Und während ihm die Versprechungen durch den Kopf gingen und der Wunsch Vater des Gedankens war und der Gedanke sein Pferd antrieb, kam Bohemund nach ein paar Tagen in Konstantinopel  an. Dort wurde er vor Alexius geführt und durch das Joch, welches man gewöhnlich Huldigung nennt, zu seinem Untertan gemacht. Er wurde gezwungen, dieses Joch zu tragen. Es wurde ihm dafür ein Teil des römischen Weltreichs zum Geschenk gemacht, welcher so groß war, daß man mit dem Pferd fünfzehn Tage benötigen würde, es seiner Länge nach abzureiten, und acht, seine Breite zu durchmessen. Danach gab es keinen weiteren Aufschub, die Nachricht dessen, was sich ereignet hatte, Tankred zu übermitteln, mit dem Zusatz: „Auf Euch, die Ihr nachkommt, warten ähnliche Schenkungen. Weniger Entgelt gibt es für jene, deren Sold geringer ist.“